Der rettende Weg

Der rettende Weg
Der rettende Weg

"Der rettende Weg, Schindlers Liste - die wahre Geschichte", Mietek Pemper, Hoffmann und Campe 2010, Co-Autorinnen: Viktoria Hertling und Marie Elisabeth Müller

 

Vor kurzem wurde im Fernsehen wieder einmal Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" gezeigt. Dies hat mich auf die Idee gebracht, "Der rettende Weg" zu lesen, da ich mich schon lange für Herrn Mietek Pemper, Ehrenbürger der Stadt Augsburg, interessiere und mehr über seine Person erfahren wollte.

 

Mietek Pemper wurde 1920 in Krakau geboren. Er wuchs in einer polnisch-jüdisch-deutschen Familie zweisprachig auf und studierte Jura, Betriebswirtschaft und Soziologie. Nach der Besetzung Polens durch Deutschland im 2. Weltkrieg wurde die jüdische Bevölkerung Krakaus zunächst in einem Ghetto interniert, dann im Zwangsarbeiterlager Plazow. Dort wurde Herr Pemper dazu gezwungen, eineinhalb Jahre lang für den sadistischen und außerordentlich grausamen Lagerkommandanten Amon Göth als Sekretär und Stenograph zu arbeiten. In dieser Situation war es ihm möglich, geheime Unterlagen einzusehen und sich auf vielfältige und subtile Art für seine Mitgefangenen einzusetzen. Hier kam er mit dem Industriellen Oskar Schindler in Kontakt, der in Krakau eine Emailwarenfabrik betrieb und dort jüdische Gefangene aus dem Zwangsarbeiterlager beschäftigte.

 

Es ist überaus eindrucksvoll, zu erfahren, wie diese beiden Männer ihre Rettungsaktion für 1200 jüdische Gefangene entwickelt haben, wobei auch die Beiträge des Buchhalters Izak Stern und der Ehefrau Schindlers nicht vergessen werden dürfen. Man kann sich gar nicht genug wundern über die Klugheit, die Umsicht und auch Kaltblütigkeit Mietek Pempers, der unter ständiger Lebensgefahr Amon Göth und Konsorten überlistete. Bemerkenswert ist die Konstellation der außergewöhnlichen Persönlichkeiten Pempers und Schindlers, die wohl die Rettungsaktion erst ermöglicht hat: Ein Zusammentreffen von Intelligenz, Menschlichkeit, Kapital und dem unbedingten Willen, sich gegen die Unterdrücker gewaltlos zu wehren.

 

Immer wieder schockierend ist die unbegreifliche und unverständliche Grausamkeit der diversen SS-Leute und anderen Aufsichtspersonen, die die Gefangenen quälten bzw. umbrachten. Herr Pemper hebt jedoch hervor, dass es auch immer wieder Beispiele von selbstloser Hilfsbereitschaft gegeben hat bzw. Widerstand gegen die Gewalt aus den eigenen Reihen der SS.

 

Mietek Pemper hat nach dem Krieg in mehreren Gerichtsverhandlungen gegen diverse Nazigrößen als Zeuge der Anklage ausgesagt bzw. als Dolmetscher mitgewirkt. Seitdem bis zum heutigen Tag widmet er sich unermüdlich der Verpflichtung, die Wahrheit zu dokumentieren und immer wieder an die schrecklichen Ereignisse zu erinnern, auf dass sie sich nicht wiederholen mögen. Eine Gefahr, die in Zeiten wachsender Fremdenfeindlichkeit nicht zu unterschätzen ist. Dabei liegen ihm Rachegedanken fern; er begegnet den Menschen als Individuen, ohne "die Deutschen" pauschal als Täter abzuqualifizieren. Herr Pemper lebt sogar seit Jahrzehnten in Deutschland, was man als Zeichen großer Toleranz werten kann.

 

Herr Pemper hat seinem Freund Oskar Schindler ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt, wobei er selbst bescheiden hinter diesem großzügigen Lebensretter zurücktritt, obwohl "Schindlers Liste" ohne seine geniale und mutige Arbeit nicht zustande gekommen wäre. Die Klarheit seiner Erinnerungen nach so langer Zeit ist bewundernswert. Über den außergewöhnlichen Lebensweg Mietek Pempers und die äußerst schwierigen Herausforderungen, die ihm auferlegt wurden, kann man nur staunen. Seine Lebensgeschichte ist ungemein beeindruckend und anrührend; die menschliche Größe Herrn Pempers hat Vorbildcharakter. Für mich ist Mietek Pemper eine der hervorragendsten Persönlichkeiten unserer Zeit.

 

Projekt des Paul-Klee-Gymnasiums in Gersthofen:

http://www.mietek-pemper.de/wiki

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