Willkommen auf der Website von Viktoria Gebser

 

 

 

Ich lese nie ein Buch, bevor ich es rezensiere;

das macht einen zu voreingenommen.

 

Sydney Smith

 

 

 

Jeder ist überzeugt, er könne Bücher kritisieren -

nur weil er lesen und schreiben gelernt hat.

 

William Somerset Maugham

 

 

 

 

Mo

13

Aug

2018

Dieses Projekt ruht momentan

Meine neuen Haustiere
Meine neuen Haustiere

Zur Zeit keine neuen Buchbesprechungen 

 

Da mich meine neuen Haustiere momentan sehr in Anspruch nehmen, komme ich nicht dazu, weitere Buchbesprechungen zu verfassen. Aus diesem Grund ruht dieses Projekt vorübergehend. 

Aktuell bin ich vor allem auf YouTube aktiv. 

 

 

 

Haben Sie Interesse daran, mitzuverfolgen, wie es meinen neuen Haustieren geht? Dann besuchen Sie bitte unseren Kanal auf YouTube: 

 

https://www.youtube.com/channel/UCznG3T8w3LwpOVUgqk3ylVQ

 

Di

01

Mai

2018

Die Taube

Die Taube
Die Taube

Die Taube, Daniel Haag-Wackernagel, Schwabe & Co. AG Verlag Basel, 1998 

 

 Dieses großartige Sachbuch lässt wenige Fragen zum Thema „Tauben“ offen. Daniel Haag-Wackernagel ist ein profunder Kenner der Materie. Ausführlich erklärt er so ziemlich alles, was es über Tauben zu wissen gibt: Man erfährt, wie groß die Tauben-Familie ist, und wo ihre verschiedenen Mitglieder herstammen. Vor allem geht es natürlich um die Felsentaube, die die Stammform unserer heimischen Haus-, Feld- und Stadttauben ist. Wir erfahren, wo der ursprüngliche Lebensraum der Felsentaube war, und wie sie zum Menschen kam. In der Tat begleitet die Taube den Menschen seit Jahrtausenden und hat lange Zeit eine hohe Wertschätzung durch den Menschen erfahren, da er sie in vielerlei Hinsicht nutzte: Als Nahrungsmittel, als Düngerproduzentin, als Brieftaube, und nicht zuletzt als hochgeschätztes Haustier, an dessen ansprechendem Äußeren, freundlichem Wesen und außerordentlichen Flugeigenschaften man sich erfreute. Die Taube erfuhr unter anderem deswegen so hohe Wertschätzung, da sie, obwohl als Haustier gehalten, zum Teil selbständig für ihren Lebensunterhalt sorgt. Auch war der Mensch von einem Tier sehr angetan, dessen Eigenschaften er züchterisch so stark seinen eigenen Wünschen anpassen konnte: Tauben kommen in unendlich vielen Variationen vor, die alle aus der unscheinbaren Felsentaube erzüchtet wurden.

Daniel Haag-Wackernagel geht ausführlich darauf ein, welche vielfältigen symbolischen Bedeutungen die Taube im Lauf der Jahrhunderte für den Menschen angenommen hat. Wegen ihres zärtlichen Geturtels symbolisierten die Tauben natürlich schon immer die Liebe; bekannt ist weiter ihre Bedeutung als Symbol des Heiligen Geistes im Christentum. Leider mussten die Tauben in früheren Zeiten auch für zweifelhafte Heilmethoden herhalten und wurden so Opfer menschlichen Aberglaubens. In der Tat scheinen Tauben als Projektionsfläche für jegliche menschliche Emotion geeignet zu sein, angefangen bei der tiefsten Verehrung, bis zum verzweifelten Hass. Man fragt sich, woran das liegen könnte. Daniel Haag-Wackernagel geht ausführlich auf den Bedeutungswandel ein, den die Taube in der Wertschätzung des Menschen erfahren hat. Er nimmt an, dass es etwas mit der großen Anzahl der Tauben zu tun hat: Deren Fruchtbarkeit und Vitalität sind dem Menschen ebenso suspekt wie deren Lebensgewohnheiten, die den unseren so ähneln. Daniel Haag-Wackernagel hat in Basel ein Projekt zur Betreuung der Stadttauben initiiert, durch das die übermäßige Vermehrung der Stadttauben unter Kontrolle gehalten werden kann. Dieses dankenswerte Vorbild macht mittlerweile in anderen Städten Schule, wodurch sowohl den Menschen als auch den Tauben gedient ist. Tauben gleichen uns nicht nur in ihren Lebensgewohnheiten, sondern auch im Sozialverhalten, und sie haben ein freundliches Wesen: Trotz aller Ablehnung, die sie durch den Menschen erfahren, suchen sie immer noch unsere Nähe. In der Tat hätten sie eine größere Wertschätzung verdient. Schade, dass es dieses überaus fundierte und sorgfältig ausgestattete Buch nur noch antiquarisch gibt. Für jeden, der am Thema interessiert ist, stellt es eine Fundgrube an Informationen dar.  

 

Falls Sie sich für Tauben interessieren, besuchen Sie auch meinen YouTube-Kanal "Pigeons & Budgies": 

 

https://www.youtube.com/channel/UCznG3T8w3LwpOVUgqk3ylVQ

 

 

So

22

Okt

2017

Die Sonnenblume

Die Sonnenblume
Die Sonnenblume

 

Die Sonnenblume, Simon Wiesenthal, Europa Verlag GmbH & Co. KG, Berlin München Wien, 2015

 

 

 

Bei diesem Buch handelt es sich um eine bedeutsame Auseinandersetzung mit dem Thema Vergebung. Es wurde von dem Holocaust-Überlebenden Simon Wiesenthal geschrieben. Das Buch beginnt mit einer Erzählung Wiesenthals: Er berichtet von einem jüdischen KZ-Häftling, der bei einem Arbeitseinsatz an das Krankenbett eines jungen SS-Offiziers gebeten wird. Der SS-Mann ist schwer verletzt, außerdem blind, und hat den Wunsch, sich bei einem Juden auszusprechen. Grund hierfür ist, dass er an einem grausamen Massaker an Juden teilgenommen hat und nicht mit den daraus resultierenden Schuldgefühlen fertig wird. Nachdem er sich bei dem jüdischen KZ-Häftling ausgesprochen hat, bittet er ihn um Vergebung für seine Untaten. Dieser geht jedoch wortlos fort.

 

Man darf mit Sicherheit davon ausgehen, dass es sich bei dem Ich-Erzähler um Simon Wiesenthal selbst handelt und bei der Erzählung um sein eigenes Erlebnis. Die Begebenheit hat ihn Zeit seines Lebens nicht mehr losgelassen; Simon Wiesenthal hat nach seiner Befreiung zahlreichen Menschen die Erzählung vorgelegt, mit der Bitte, ihre Meinung bezüglich der Vergebung zu äußern. All diese Zeugnisse sind in die vielen Ausgaben von „Die Sonnenblume“ eingegangen, die seither erschienen sind. Die meisten der befragten Personen sind sich darüber einig, dass Vergebung grundsätzlich möglich und notwendig ist und für denjenigen, der vergibt, etwas Erlösendes an sich hat. Weiter wird durch mehrere der Co-Autoren klar dargestellt, dass Vergebung meist keine einmalige Aktion ist, sondern dass es sich um einen Prozess handelt, der sich gegebenenfalls über einen langen Zeitraum hinziehen kann. Darüber hinaus sind sich die meisten der befragten Personen einig, dass Simon Wiesenthal in der beschriebenen Situation gar nicht für die Vergebung der Untaten des SS-Mannes verantwortlich gewesen war, zumal es sich bei den Opfern nicht um Verwandte oder Bekannte Wiesenthals gehandelt hat.

 

Trotzdem scheint sich Simon Wiesenthal wegen seines Nicht-Vergebens lebenslang mit Schuldgefühlen geplagt zu haben. Dabei waren es noble Taten von ihm, sich die Beichte des jungen Mannes überhaupt anzuhören, weiter, nach seiner Befreiung aus dem KZ sogar die Mutter des jungen Mannes aufzusuchen, und weiter, sich in der Nachkriegszeit mit der Verfolgung von ehemaligen Nazis zu befassen, die sonst womöglich ungestraft davon gekommen wären. Simon Wiesenthal hat sich also nichts vorzuwerfen; trotzdem können wir heute in gewisser Weise über seinen Gewissenskonflikt froh sein, da wir ihm dadurch dieses wertvolle und bereichernde Buch verdanken. Durch seine intensive Auseinandersetzung mit Vergebung hat Wiesenthal unzählige Menschen dazu angeregt, sich ebenfalls darüber Gedanken zu machen.

 

So

23

Jul

2017

Under the Sea-Wind

Under the Sea-Wind
Under the Sea-Wind

"Under the Sea-Wind", Rachel Carson, Penguin Books 2007

 

 

Dieses ansprechende Buch von Rachel Carson ist außergewöhnlich, da es sich um eine Erzählung mit naturwissenschaftlichem Hintergrund handelt. Rachel Carson hat ihr umfangreiches Wissen über das Meer und seine Bewohner in einen erzählerischen Rahmen gestellt, was der Lektüre ihren besonderen Reiz gibt: Eine Geschichte liest man gemeinhin lieber als eine wissenschaftliche Abhandlung. Offensichtlich war genau dies die Absicht Rachel Carsons: Ein allgemein verständliches und gut lesbares Buch zu schreiben, das sowohl der Unterhaltung als auch der Wissensvermittlung dient. Dies ist ihr hervorragend gelungen. Der Leser geht mit dem Sanderling „Silverbar“, einem Seevogel, mit der Makrele „Scomber“ und mit dem Aal „Anguilla“ auf die Reise und erlebt deren Schicksale hautnah mit. Dabei fällt neben Rachel Carsons Sachkunde ihr außerordentliches Einfühlungsvermögen für die tierischen Protagonisten auf. Die Sensibilität, mit der sie die marinen Lebewesen beschreibt, ist anrührend und alles andere als selbstverständlich in einer Welt, in der Tiere als primitive Lebensformen angesehen werden und vorrangig der menschlichen Ernährung zu dienen haben.

 

Von Rachel Carson, der Autorin des berühmten Buches „Der stumme Frühling“, wollte ich unbedingt mehr lesen. Da ich keine deutsche Ausgabe finden konnte, musste ich „Under the Sea-Wind“ in Englisch lesen. Dadurch sind mir höchstwahrscheinlich einige Feinheiten des Textes entgangen. Die außergewöhnliche Schönheit und Poesie von Rachel Carsons Buch ist jedoch auch mir, der Englisch-nicht-Muttersprachlerin, aufgefallen.

 

Rachel Carson hat „Under the Sea-Wind“ im Jahr 1941 veröffentlicht. Schon damals zeichneten sich Überfischung und andere folgenreiche Eingriffe des Menschen in die marine Umwelt deutlich ab. Man will sich gar nicht ausmalen, was die Autorin zur Verschmutzung der Meere in der heutigen Zeit sagen würde. Vermutlich wäre sie erschüttert. Wie gut, dass sie nicht mehr miterleben muss, was wir aus ihrer so innig geliebten Meereswelt gemacht haben.

 

So

05

Mär

2017

Ärztliche Seelsorge

Ärztliche Seelsorge
Ärztliche Seelsorge

"Ärztliche Seelsorge - Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse", Viktor E. Frankl, dtv, 6. Auflage 2015

 

 

Dieses Buch ist eine eindrucksvolle Darstellung der von Viktor Frankl entwickelten Logotherapie und Existenzanalyse. Viktor Frankl (1905 bis 1997) war Neurologe und Psychiater in Wien, und KZ-Überlebender. Im Mittelpunkt seiner Philosophie steht der „Wille zum Sinn“: Viktor Frankl war der Ansicht, dass es für den Menschen essenziell und lebensnotwendig ist, den Sinn der eigenen Existenz zu entdecken, ja, der Existenz geradezu einen Sinn abzuringen. Dies trifft vor allem in schwierigen Situationen, in Notlagen und im Leid zu. Dabei geht es weniger darum, Sinn in den Geschehnissen zu finden, als viel mehr darum, ihnen Sinn zu geben. Frankl spricht in diesem Zusammenhang von einer „kopernikanischen Wende“: Weg davon, das Leben nach dessen Sinn zu befragen, sondern, sich selbst vom Leben befragen zu lassen, und diese Fragen durch einen verantwortungsvollen Umgang mit den Herausforderungen zu beantworten, welche man durchzustehen hat. Die Übernahme von Verantwortung ist ein bedeutsamer Wert in Frankls Philosophie. Viktor Frankl betont vielfach, dass der Mensch nicht nur physisch und psychisch existiert, sondern auf der geistigen Ebene, was, gerade von der Psychotherapie, gerne vernachlässigt wird. Frankls Logotherapie setzt beim Logos an, also bei der geistigen Ebene des Menschen, und bei seiner Verbindung mit der Transzendenz, von deren Existenz Viktor Frankl überzeugt war. Frankl spricht von der „Trotzmacht des Geistes“, das heißt, dass der Mensch kraft seines Geistes dazu in der Lage ist, Schweres durchzustehen und stets das beste daraus zu machen. Die Tatsache, dass Viktor Frankl den Aufenthalt in vier Konzentrationslagern überstanden hat, macht die Entwicklung einer solchen Lebensphilosophie nur zu verständlich und nötigt dem Leser höchsten Respekt ab.

 

Weiter ist Frankl der Erfinder der Therapieform der „Paradoxen Intention“: Sie funktioniert besonders gut bei Menschen, die von Ängsten oder Zwängen geplagt sind. Ihnen rät Frankl, sich genau in die Furcht einflößende Situation hinein zu begeben und sich dabei einmal ganz besonders zu fürchten, und zwar in völlig übertriebener, und vor allem, humorvoller Art! Diese Therapieform ist seitdem vielfach weiterentwickelt worden und bewährt sich offensichtlich ausgezeichnet.

 

Viktor Frankl bestand darauf, alles sorgfältig in Kategorien einzuteilen. Er betonte z. B., wie wichtig es ist, körperliche, geistige und seelische Ebene „sauber“ voneinander zu trennen. Diese Einteilung leuchtet aus heutiger Sicht nicht ganz ein. Ansonsten kann uns Viktor Frankls Lebensphilosophie, gerade in der heutigen Zeit, die mehr denn je unter dem Gefühl der Sinnlosigkeit leidet, extrem bereichern. Wenn man dazu bereit ist, sich auf Frankls Stil mit vielen Fremdwörtern einzulassen, ist dieses Buch eine anspruchsvolle und tröstliche Lektüre.

 

Di

01

Nov

2016

Unerklärliche Beschwerden?

Unerklärliche Beschwerden?
Unerklärliche Beschwerden?

"Unerklärliche Beschwerden?", Dr. Helga Pohl, 2010, Knaur Verlag

 

„Unerklärliche Beschwerden?“ ist mit Abstand das hilfreichste Ratgeber-Buch, das mir je begegnet ist. Man kann der Autorin gar nicht genug dafür danken, dass sie ihr wertvolles Wissen mit allen Menschen teilt, die dazu bereit sind, sich auf die Lektüre ihres umfangreichen Buches einzulassen. Dr. Helga Pohl ist Psychotherapeutin und hat ihre Patienten früher allein auf dem Wege der Gesprächstherapie behandelt, ohne die körperliche Ebene mit einzubeziehen. Erst, als sie selbst von einer langwierigen Schmerzerkrankung betroffen war, begann sie, sich mit den organischen Ursachen scheinbar unerklärlicher körperlicher Beschwerden zu befassen. Dr. Helga Pohl fand heraus, dass eine Vielzahl von körperlichen Beschwerden, für die es vermeintlich keine Diagnose gibt, ganz einfach auf muskuläre Verspannungen, bzw. Verhärtungen des Bindegewebes, zurückzuführen sind. Und diese können in den meisten Fällen sehr gut durch die von Dr. Pohl entwickelte Heilmethode behoben werden. Diese beruht im Wesentlichen darauf, dem Patienten ein Gefühl für den eigenen Körper zurückzugeben, das verloren gegangen ist, und langjährig „eingefleischte“ Fehlhaltungen zu korrigieren. Muskelverspannungen und Verhärtungen des Bindegewebes werden durch manuelle Therapie gelöst. Dr. Helga Pohl praktiziert selbst in Starnberg und bildet weitere Therapeuten in der von ihr entwickelten „Sensomotorischen Körpertherapie“ aus.

Patienten, die unter Beschwerden leiden, für die keine organische Ursache gefunden werden kann, bekommen von der Schulmedizin regelmäßig die Diagnose „Psychosomatische Störung“ und landen in der dementsprechenden Schublade. Und all dies nur, da die Schulmedizin nichts davon weiß, dass muskuläre Verspannungen und Verhärtungen des Bindegewebes massive Beschwerden verursachen können. Ich hoffe, dass sich das von Dr. Helga Pohl entdeckte Wissen möglichst schnell herumspricht. Bei der Lektüre des Buches braucht man ein wenig Geduld, da die Autorin die menschliche Anatomie, die von besagten Beschwerden betroffen sein kann, sehr genau beschreibt. Dies fördert aber ganz entschieden das Verständnis für die anatomischen Zusammenhänge. Das Buch ist nach Körperregionen untergliedert, so dass man sich, je nach Interesse, nur einzelne Kapitel herauspicken kann. Dr. Pohl belegt die Wirksamkeit ihrer Methode durch zahlreiche Fallbeispiele, einschließlich ihres eigenen „Falls“. Es gibt außerdem eine Anzahl von Übungen, die man zur Schulung der Körperwahrnehmung selbständig durchführen kann.

Aus jeder Zeile des Buches spricht ein großes Einfühlungsvermögen und Verständnis der Autorin für ihre Patienten, die oft schon eine langjährige und schmerzhafte Krankengeschichte hinter sich haben. Es ist allgemeinverständlich – und noch dazu humorvoll – geschrieben. Mit anderen Worten: eine echte Wohltat für alle Schmerzgeplagten.

 

Dr. Pohls Website: http://www.koerpertherapie-zentrum.de/

 

Mo

23

Mai

2016

Eine Geschichte von zwei Städten

Eine Geschichte von zwei Städten
Eine Geschichte von zwei Städten

"Eine Geschichte von zwei Städten", Charles Dickens, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg, 2015

 

Mit diesem Roman erzählt Charles Dickens eine schicksalsschwere Geschichte, die sich kurz vor und während der Französischen Revolution abspielt. Im Mittelpunkt steht der französische Marquis Charles Evrémonde, der sich nicht mehr mit den grausamen Machenschaften seiner aristokratischen Ahnen identifizieren kann: Er siedelt nach London über und beginnt dort unter dem Namen Charles Darnay ein neues Leben als einfacher Sprachlehrer. Sein privates Glück findet er mit der Arzttochter Lucie Manette, die ebenfalls französische Wurzeln hat. Erst allmählich zeigt sich, auf wie verhängnisvolle Weise das Leben Charles' mit Lucies Vater, Dr. Manette, verwoben ist: Charles' adeliger Vater und Bruder hatten es einst zu verantworten, dass Dr. Manette achtzehn Jahre lang unschuldig in der Bastille gefangen gehalten wurde. Charles Darnay kann sein zufriedenes Leben in London nicht genießen: Ein Bekannter, der in Paris inhaftiert wurde, ruft ihn zu Hilfe. Charles eilt nach Paris und wird sofort festgenommen. Wegen seiner adeligen Herkunft verurteilt man ihn zum Tode. Ein Freund der Familie, der Advokat Sydney Carton, der Lucie heimlich liebt, opfert sich schließlich für Charles und geht an dessen Stelle zur Hinrichtung.

Charles Dickens hat eine grandiose, wenn auch äußerst verwickelte Geschichte erdacht, die bis zuletzt spannend bleibt, da der Ursprung allen Unheils erst gegen Ende des Buches enthüllt wird. Die Unruhen der Französischen Revolution bilden einen großartigen Rahmen für die Erzählung. Dickens hat die Gräuel der Revolution in all ihrer Grausamkeit glaubwürdig dargestellt. Wenn man sich auf seinen ausführliche und kryptische Erzählweise einlässt, wird man durch dieses Buch bestens unterhalten. Dickens entwickelt außer seinen Hauptfiguren eine Vielzahl von faszinierenden Charakteren, wie z. B. die unverzichtbaren guten Geister der Familie Darnay: den loyalen alten Bankangestellten Jarvis Lorry, die aufopferungsvolle Hausdame Miss Proß, und viele weitere. Von der märtyrerhaften Selbstaufopferung Sydneys für Charles mag man halten, was man will, die Idee scheint unglaubwürdig. Realistisch wäre gewesen, wenn Sydney nach Charles' Hinrichtung, nach angemessener Trauerfrist, die Witwe geheiratet hätte. Trotzdem ist dies ein großartiges Buch mit fantastischer Handlung, schönen Illustrationen und sehenswerter Ausstattung.

Do

12

Mai

2016

Ruhe, Stille, Sofa und eine Tasse Tee

Ruhe, Stille, Sofa und eine Tasse Tee
Ruhe, Stille, Sofa und eine Tasse Tee

"Ruhe, Stille, Sofa und eine Tasse Tee - Weisheiten für alle Lebenslagen", herausgegeben von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell, Reclam, 2015

 

 

Allein schon die schwerelose Umschlaggestaltung dieses schönen Buches verheißt höchstes Lesevergnügen! Und in der Tat wird man bei der Lektüre der reichhaltigen Sammlung von Lebensweisheiten nicht enttäuscht. Offensichtlich haben sich die Herausgeberinnen große Mühe gegeben, einen ganzen Schatz kluger Gedanken zusammenzutragen: Ihre Auswahl an tiefgründigen und auch humorvollen Zitaten ist bestens gelungen. Dies ist eines der unterhaltsamsten und erfrischendsten Bücher, die mir seit langem unter die Augen gekommen sind. Obwohl der Titel des Buches impliziert, dass man es in aller Ruhe lesen soll, konnte ich es, einmal angefangen, kaum mehr aus der Hand legen. Hier handelt es sich jedoch um eines dieser wertvollen Bücher, die man wieder und wieder lesen will.

 

Und hier ein besonderes Highlight aus dem Kapitel "Liebe":

 

Der Teufel soll die Sehnsucht holen!

Ich lieg in einem Bett von Nesseln,

Auf einem Rost von glühnden Kohlen,

In einem Netz von ehrnen Fesseln!

Das Auge sehnt sich aus der Höhle,

Der Busen sehnt sich aus dem Mieder;

Ich wollt, es sehnte auch die Seele

Sich aus dem Leib und käm nicht wieder!

 

Ricarda Huch

 

Do

05

Mai

2016

Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat
Am Ende war die Tat

"Am Ende war die Tat", Elizabeth George, 2008, Weltbild

 

 

Zweifellos hat es Elizabeth George besonders am Herzen gelegen, diese Geschichte zu erzählen: Im Mittelpunkt steht der zwölfjährig Mischlings-Junge Joel Campbell, der mit seinen Geschwistern Vanessa und Toby in einer sozial schwachen Wohngegend Londons lebt. Die Kinder stammen aus schwierigen Familienverhältnissen und werden von ihrer Tante aufgezogen, die, trotz bester Absichten, von dieser Aufgabe hoffnungslos überfordert ist: Kendra ist zu sehr auf ihre eigenen Angelegenheiten und ihre Karriere konzentriert, um sich adäquat um die drei Kinder kümmern zu können. So kommt es, dass Vanessa, Joel und Toby sehr schnell in die Fänge einer Straßengang geraten. Jeder der drei bekommt auf seine Weise Schwierigkeiten mit dieser Gruppe von gewaltbereiten Jugendlichen. Joel fühlt sich für seine Familienmitglieder verantwortlich. Um sie zu schützen, sieht er keine andere Möglichkeit, als sich mit dem Kleinganoven „The Blade“ einzulassen, der das Stadtviertel kontrolliert. Joel gerät in Abhängigkeit von „The Blade“, und seine Solidaritätsbekundungen für den Kriminellen gipfeln schließlich in Mord. Zu spät erkennt Joel, dass ihn „The Blade“ verraten hat: Die Straftaten, zu welchen Joel sich hinreißen hat lassen, haben ihr Ziel, nämlich, seine Familie zu schützen, völlig verfehlt.

 

Elizabeth George erzählt die Geschichte einer Familie, die wegen ihrer Herkunft und ihrer zahlreichen Schwierigkeiten keinerlei Chance hat, sich aus ihren kläglichen Lebensverhältnissen herauszuarbeiten. Alle Familienmitglieder sind extrem mit Problemen beladen; nicht nur, dass sie sich mit den üblichen Diskriminierungen wegen ihrer Herkunft herumschlagen müssen. Die Familienchronik ist mit Mangel an Verantwortungsbewusstsein, Drogensucht, psychischen Erkrankungen und sexuellem Missbrauch belastet. Obwohl diese Anhäufung von Schwierigkeiten innerhalb einer Familie übertrieben wirkt, ist es durchaus realistisch, dass so schwere Schicksale tatsächlich vorkommen. Die bedrückende Perspektivlosigkeit der Campbells hat Elizabeth George jedenfalls eindrucksvoll herausgearbeitet. Dabei gibt es in der Geschichte durchaus eine ganze Anzahl von Erwachsenen, die den drei Kindern helfen wollen: Alle scheitern jedoch kläglich in ihren Bemühungen. Und immer wieder liegt es an dem fehlenden Verständnis für die Kinder. Elizabeth Georges Hauptfigur Joel ist ein anständiger und verantwortungsbewusster Junge, der sich größte Mühe gibt, alles richtig zu machen. Letztendlich scheitert er an den feindseligen Bedingungen seiner Umwelt und daran, dass er mit seinen zwölf Jahren nicht die Verantwortung eines Erwachsenen tragen kann. Alle Sympathien des Lesers gehören Joel; man leidet mit ihm, während sein Leben und das seiner Angehörigen mehr und mehr aus dem Ruder läuft. Die Autorin beschreibt diese allmähliche Eskalation meisterhaft, wenn auch in gewohnt ermüdender Ausführlichkeit. Die Tragödie erinnert in ihrer Sozialkritik unübersehbar an Werke von Charles Dickens. Im Schlusssatz legt die Autorin Joel den resignierenden Gedanken in den Mund, dass sich unsere Gesellschaft nie ändern wird. Mit dieser Einschätzung dürfte er leider richtig liegen: Ganze Bibliotheken voll sozialkritischen Romanen könnten geschrieben werden, und trotzdem wird die Menschheit sich selbst treu bleiben.

 

So

24

Apr

2016

Schöpfer der Wirklichkeit

Schöpfer der Wirklichkeit
Schöpfer der Wirklichkeit

"Schöpfer der Wirklichkeit", Dr. Joe Dispenza, KOHA-Verlag GmbH Burgrain, 2015

 

In „Schöpfer der Wirklichkeit“ hat sich Joe Dispenza eines sehr spannenden Themas angenommen. Er vertritt die Theorie, dass jeder Mensch selbst für seine Gedanken verantwortlich ist. Niemand von uns ist darauf angewiesen, immer und immer wieder denselben negativen Denkmustern zu folgen. Es liegt ganz bei uns, diese negativen Denkgewohnheiten aufzubrechen und durch neue, positive Strukturen zu ersetzen. Auf diesem rein mentalen Weg kam es bei vielen Menschen, die unter vermeintlich unheilbaren Krankheiten litten, zu den erstaunlichsten Heilungserfolgen. So überzeugend, wie Dispenza diese bestechende Theorie präsentiert, glaubt man ihm sofort. Sein Buch hat etwas sehr Ermutigendes. Doch trotz dieser optimistischen Botschaft ist die Lektüre der knapp fünfhundert Seiten kein reines Vergnügen: Dispenza schreibt ungemein ausführlich. Die physiologische Grundlage, wie sich in unseren Gehirnen neue Nervenverbindungen bilden, wird genauestens dargestellt, was an sich hochinteressant ist. Die vom Autor ständig verwendeten Technik-Vergleiche sind jedoch auf die Dauer penetrant, ebenso wie seine zahlreichen Fallbeispiele. Natürlich will es Dispenza in seinem Bemühen, jeden Leser mitzunehmen, besonders gut machen, übertreibt dabei aber etwas. Dazu kommt, dass er sich selbst, seine persönlichen Erfahrungen bezüglich des Themas, sowie seine eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten, stark in den Vordergrund rückt. Dies ist zwar heutzutage weit verbreitet und gehört offenbar zur modernen Art, ein Sachbuch zu schreiben. Man kann es jedoch mit der Selbstdarstellung auch übertreiben. Die von Dispenza so gelobten Abbildungen im Buch sind ziemlich unübersichtlich. Schade auch, dass unser wichtigstes Denkorgan hier ständig als „Frontallappen“ bezeichnet wird. Ist der Gedanke, dass wir unsere besten Ideen in einem „Lappen“ entwickeln, nicht unästhetisch? Man hätte auch „Stirnhirn“, statt „Frontallappen“, schreiben können. Dispenza schneidet auch das in diesem Zusammenhang fast unvermeidbare Thema der Dualität von Körper und Geist an: Zunächst sagt er, dass Geist ausschließlich beim Denken in unseren Köpfen entsteht. Dann postuliert er jedoch, dass im Universum irgendetwas ist, was auf unsere Gedanken antwortet, seien sie nun positiv oder negativ, was dann zu entsprechenden Ereignissen in unserem Leben führt. Auch Dispenza kann also dieses uralte philosophische Problem, was, und wo, Geist denn nun eigentlich ist, nicht lösen. Der Autor behauptet zudem, gleich an mehreren Stellen, dass individuell erworbene Eigenschaften auf geheimnisvolle Weise in das Erbgut übergehen und so direkt an die Nachkommen weitergegeben werden können. Dieser Gedanke scheint mir rein spekulativ; es fehlen auch die Belege. Nicht zuletzt fällt die lieblose Übersetzung des Buches auf. So spannend Joe Dispenzas Idee auch sein mag, dem Leben, allein durch positive Gedanken, eine Wende zum Besseren zu geben: Er hat sie nicht besonders vorteilhaft aufbereitet.

Mi

20

Apr

2016

Das Geheimnis der Bäume

Das Geheimnis der Bäume
Das Geheimnis der Bäume

"Das Geheimnis der Bäume", Gerd und Marlene Haerkötter, Anaconda Verlag, 2016

 

„Das Geheimnis der Bäume“ ist eines der Bücher, die man voller Begeisterung anliest und dann nur noch mühsam zu Ende bringt. Es handelt sich um die Neuauflage eines Buches aus dem Jahr 1987. Wer damals schon Bücher gelesen hat, wird sich in diesem Buch richtig heimisch fühlen: Stilistisch ist es genau so ordentlich gemacht, wie man 1987 eben schrieb. Die Autoren erklären zunächst sehr anschaulich die Biologie und Ökologie des Baumes. Da das Thema „Waldsterben“ damals hoch aktuell war, gehen sie ausführlich darauf ein. Anschließend wird eine ganze Reihe von einheimischen Bäumen vorgestellt, deren Herkunft, Eigenheiten und bevorzugter Standort werden erklärt. Danach geht es um die mythologische Bedeutung und Verwendung als Heilmittel des jeweiligen Baumes. Man muss den Autoren zugute halten, dass sie eine außerordentliche Menge von Informationen zusammengetragen haben. Teilweise sind die alten Sagen, in denen Bäume eine Rolle spielen, wirklich interessant. Bei dem ganzen Wust an Zauberei und unsinnigem Brauchtum, der sich in alten Zeiten um die Bäume rankte, kann man sich jedoch nur ganz ungemein darüber wundern, wie abergläubisch unsere Vorfahren waren. Anfangs ist es noch ziemlich unterhaltsam, davon zu lesen, welche Zauber- und Heilkräfte bzw. prophetischen Fähigkeiten man den Bäumen zutraute. Nach und nach wird es jedoch langweilig. Vielleicht hätten die Autoren stattdessen lieber noch mehr Informationen über die Biologie und Ökologie der Bäume sammeln sollen. Gegen Ende des Buches häufen sich außerdem die Druckfehler, was die Freude an diesem ansonsten gelungenen Werk etwas trübt.

Fr

01

Jan

2016

Wasserkraft in Augsburg

Wasserkraft in Augsburg
Wasserkraft in Augsburg

"Wasserkraft in Augsburg", Franz Häußler, context verlag Augsburg, 2015

 

Dieses ansprechende Buch ermöglicht eine besonders interessante Perspektive auf Augsburg, und zwar in Hinblick auf die Nutzung der Wasserkraft. Diese hat im wasserreichen Augsburg eine Jahrhunderte alte Tradition. Schon früh lernten die Menschen, die Flüsse Lech, Wertach und Singold anzuzapfen und das Wasser in Bäche zu leiten, um es für den Betrieb zahlreicher Mühlen zu nutzen. Mit Beginn der Industrialisierung wurden viele Standorte von Mühlen beibehalten und nun nicht mehr zum Mahlen, sondern zum Antrieb von Maschinen genutzt. Augsburgs Wasserreichtum war ein bedeutender Standortfaktor für umfangreiche Industrieansiedlungen. Nachdem durch den Niedergang der heimischen Textilindustrie viele Fabriken zugrunde gegangen waren, konnten viele ihrer Wasserkraftwerke erhalten werden. Einundvierzig davon werden heute im Stadtgebiet zur Stromgewinnung weiter betrieben. Franz Häußler zeichnet die Geschichte all dieser Wasserkraftwerke akribisch nach und ermöglicht dadurch einen tiefen Einblick in die Industriegeschichte der Stadt. Der Leser erfährt viel über die Funktion verschiedener Turbinen. Für jedes Wasserkraftwerk ist genau aufgeführt, welche Leistung es hat und wie viele Durchschnittshaushalte es mit Strom versorgen kann, wodurch das Buch vor allem für Technikfreunde interessant wird. Franz Häußlers Recherchearbeit muss enorm gewesen sein. Da in „Wasserkraft in Augsburg“ die Namen der vielen Bäche und Kanäle im Stadtgebiet aufgeführt werden, kann man als ortskundiger Leser ausgezeichnet darüber meditieren, ob man die Wasserläufe alle namentlich kennt. Da das Buch von den Stadtwerken herausgegeben wurde, stellt es die Nutzung der Wasserkraft als besonders umweltfreundlich und fördernswert dar. Wenn man sich vor Augen hält, in welchem Ausmaß die genutzten Flüsse dafür umgestaltet wurden, bleibt man jedoch skeptisch. Interessant ist es, vorliegendes Buch parallel zu „Am Lech – Lebensräume für Schmetterlinge“, von Eberhard Pfeuffer, zu lesen. Letzteres zeigt den Lech aus einer völlig anderen Perspektive, nämlich als bedeutendes Biotop für unzählige Tier- und Pflanzenarten, dessen Schutz absoluten Vorrang hat. Der Interessenkonflikt zwischen Naturschutz und unserem Energiebedarf scheint unüberwindbar zu sein. Selbstverständlich ist „Wasserkraft in Augsburg“ trotzdem unbedingt lesenswert, schon allein wegen der vielen historischen Dokumente und ausgezeichneten Fotos.

 

 

 

 

Fr

25

Dez

2015

Am Lech - Lebensräume für Schmetterlinge

Am Lech - Lebensräume für Schmetterlinge
Am Lech - Lebensräume für Schmetterlinge

"Am Lech - Lebensräume für Schmetterlinge", Eberhard Pfeuffer, Wißner-Verlag Augsburg, 2015

 

Mit seinem neuen Buch hat Eberhard Pfeuffer den großartigen Landschaften am Lech ein weiteres Denkmal gesetzt. Einmal mehr wird dargestellt, wie vielfältig und abwechslungsreich die Lebensräume am Lech sind. In diesem Band lenkt der Autor die Aufmerksamkeit auf die zahlreichen Schmetterlingsarten, die am Lech heimisch sind. Am Beispiel der Schmetterlinge wird gezeigt, wie bedroht die einzigartigen Biotope entlang des Lechs sind. Dies liegt unter anderem an der rücksichtslosen Kanalisierung und Verbauung des Flusses im zwanzigsten Jahrhundert, die man aus Gründen des Hochwasserschutzes und zur Energiegewinnung durchgeführt hat. Obwohl die Bedeutung von intakten Lebensräumen für Tiere und Pflanzen längst bekannt ist, werden die Landschaften am Lech weiter bedrängt durch Siedlungsbau, Land- und Forstwirtschaft. Jede Zeile des Textes vermittelt eindringlich Eberhard Pfeuffers Anliegen, die letzten verbliebenen Lebensräume für Schmetterlinge zu erhalten. Erstaunlich, wie viele verschiedene Arten es gibt, die sich an ganz spezielle Eigenschaften ihres Lebensraums angepasst haben. Dementsprechend empfindlich reagieren sie auf die Zerstörung ihres artgemäßen Umfeldes, und schneller als gedacht, erlischt eine Spezies nach der anderen. Bedauerlicherweise geschieht dies ganz unauffällig und weitgehend unbeachtet von uns Menschen. Um so wichtiger ist es, dass engagierte Naturforscher wie Eberhard Pfeuffer den Biotopschutz wieder und wieder einfordern. Ein geschickter Schachzug von ihm ist es, die Schutzwürdigkeit gerade anhand der sympathischen Schmetterlinge darzustellen: Zweifellos sind sie gerade wegen ihrer Schönheit und ihres vermeintlich so unbeschwerten Daseins besonders liebenswert, und jeder wird sich eher für ihren Schutz einsetzen wollen als für unscheinbarere Spezies. Das mit ausgezeichneten Fotos ausgestattete Buch gewährt einen tiefen Einblick in den mühsamen und oft beschwerlichen Lebenszyklus der Schmetterlinge. Diese so zerbrechlich wirkenden Tierchen fordern größten Respekt ein. Auf der letzten Seite betont der Autor nochmals die Schutzwürdigkeit von Tieren und Pflanzen wegen ihres eigenen Wertes. Dieser Eigenwert kann wohl kaum infrage gestellt werden.

 

 

Di

15

Dez

2015

Rückkehr zur Lebensweisheit der Lakota

Rückkehr zur Lebensweisheit der Lakota
Rückkehr zur Lebensweisheit der Lakota

Rückkehr zur Lebensweisheit der Lakota - Alte Werte zur Rettung einer modernen Welt, Joseph M. Marshall, Kopp Verlag, 2014

 

Die Weisheiten, die dieses Buch vermittelt, könnten für sämtliche westlich orientierten Gesellschaften von großem Nutzen sein – wenn sie sie denn beachten würden. Jede Zeile Joseph Marshalls legt Zeugnis von dem großen Wissensschatz ab, den das Volk der Lakota über Generationen angesammelt hat. Dabei handelt es sich um eine völlig alltagstaugliche Philosophie, die sich im harten Überlebenskampf der nativen Völker bewährt hat. Die Weisheiten des Joseph Marshall leuchten unmittelbar ein und haben nichts Abgehobenes. Joseph Marshall hat sein Buch so aufgebaut, dass er zu den wichtigsten ethischen Werten jeweils eine Geschichte erzählt. Anschließend liefert er zu jeder Tugend, wie z. B. Selbstlosigkeit, Toleranz oder Geduld, einen gut durchdachten und anschaulichen Kommentar ab. Fast alle Geschichten stammen wohl aus der traditionellen Überlieferung und geben ganz nebenbei einen interessanten Einblick in das harte und entbehrungsreiche Leben der „Indianer“. Nur die letzte Erzählung, „Der knorrige Stock“, spielt in der Neuzeit. Man darf annehmen, dass sich der Autor diese Geschichte - zum Thema Weisheit - ausgedacht hat. Joseph Marshall konfrontiert den Leser auch mit dem Unrecht, das seinem Volk angetan worden ist. Man kann es ihm nicht verdenken. Joseph Marshall kritisiert eindringlich den Jugendwahn, von dem unsere westliche „Zivilisation“ befallen ist. Er betont, dass alte Menschen gewissermaßen eine Bibliothek der Weisheit sind. Wenn wir uns wieder auf diesen Wissensschatz besinnen würden, anstatt die Alten einfach abzuschieben, wäre viel gewonnen. Joseph Marshalls Philosophie ist angenehm lesbar und gut verständlich. Viele werden dieses Buch wegen seines bedächtigen und zurückhaltenden Stils trotzdem langweilig finden. Und gerade die Egoistischen und Intoleranten unter uns, die dringend umdenken müssten, um unserer Gesellschaft eine Wende zum Besseren zu ermöglichen, werden es nicht lesen.

 

Fr

02

Okt

2015

Der Winter der Brantas

Der Winter der Brantas
Der Winter der Brantas

"Der Winter der Brantas", Victoria Gebser, Books on Demand GmbH, September 2015

 

Und hier meine zweite Buchveröffentlichung, „Der Winter der Brantas“: In zehn neuen Erzählungen thematisiere ich Zwischenmenschliches ebenso, wie unser nicht immer störungsfreies Verhältnis zu den tierischen Mitbewohnern unseres Planeten. Wer sich für unser Biotop und dessen Bewahrung interessiert, wird sich von meinen humorvollen und doch besinnlichen Texten angesprochen fühlen. Falls es mir gelingen sollte, meine Leser ein wenig nachdenklich zu stimmen und dabei auch noch gut zu unterhalten, wäre meine Intention als Schriftstellerin erfüllt. Der bunte Mix aus Realistischem und Fantastischem in „Der Winter der Brantas“ erinnert an meinen ersten Erzählband, „Ramón sah nie das Meer“, der im Dezember 2014 erschienen ist.


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