Wort für Wort

Wort für Wort
Wort für Wort

"Wort für Wort oder die Kunst, ein gutes Buch zu schreiben", Elizabeth George, Goldmann Verlag, 2004

 

Elizabeth George hat ausnahmsweise keinen Krimi vorgelegt, sondern ein Buch darüber, wie man Bücher schreibt. Es ist faszinierend, zu erfahren, wieviel Mühe dies macht. Ich dachte, man schreibt einfach darauf los, aber so funktioniert Bücherschreiben nicht. Es fordert vielmehr gute Planung, sorgfältige Recherche und den gezielten Einsatz verschiedenster Stilmittel, die man kennen und beherrschen muss. Elizabeth George bezeichnet das Schreiben als eine Kunst, die auf der Beherrschung des Handwerks, d. h. der Stilmittel, aufbaut.

 

Sie legt besonders viel Wert auf die Entwicklung glaubwürdiger und sorgfältig ausgearbeiteter Charaktere, da diese ihrer Ansicht nach die Grundlage für eine gute Erzählung sind und die Handlung quasi von selbst erschaffen. In dem Zusammenhang zeigt sich, dass Elizabeth George auch Psychologie studiert hat. Sie gibt eine Fülle von Tipps, wie die verschiedenen Stilmittel einzusetzen sind, um Spannung aufzubauen, Gefühle beim Leser zu erzeugen, ihn zum Weiterlesen zu motivieren und ein möglichst authentisches Buch zu schreiben.

 

Elizabeth George hat ein sehr persönliches Buch geschrieben; sie erzählt viel von ihrer Art zu schreiben und auf welchem Weg sie zum Schreiben gekommen ist, das sie als ihre Berufung betrachtet. "Wort für Wort" ist sehr spannend und lebendig geschrieben und mit vielen Textbeispielen aus anderen Romanen angereichert, um die diversen Stilmittel eines Schriftstellers zu demonstrieren. Elizabeth George zitiert außerdem reichlich aus ihren eigenen Krimis, womöglich sogar, um dem Leser Appetit auf ihre anderen Bücher zu machen...

 

Elizabeth George betont, dass zur Schriftstellerei Talent, Leidenschaft und vor allem Disziplin gehören. Für mich war die Tatsache etwas verwunderlich, von der Autorin in der zweiten Person Plural angesprochen zu werden, als ob sie als Dozentin vor einem ihrer Kurse stehen würde. Rein intuitiv wäre mir die zweite Person Singular lieber gewesen, da ich das Buch ja allein lese; vermutlich war dies eine Entscheidung der Übersetzerin.

 

Bei den Krimis von Elizabeth George fällt die Ausführlichkeit bestimmter Szenen auf, z. B. einen Schauplatz ganz genau darzustellen, was ich persönlich ermüdend finde. Elizabeth George ist jedoch der Ansicht, dass dies notwendig ist, um Stimmungen hervorzurufen oder die Befindlichkeit ihrer Charaktere darzustellen, d. h. die Außenwelt dient als Metapher für das Seelenleber der Protagonisten. Zu diesem Zweck reist Elizabeth George sogar vor dem Schreiben eines Romans an den zukünftigen Schauplatz, um ihn möglichst genau wiedergeben zu können. Wie sie schreibt, schätzen viele ihrer Leser diese Wiedererkennbarkeit und Authentizität.

 

"Wort für Wort" ist ebenfalls ausführlich geraten, aber keineswegs langatmig, sondern äußerst anregend. Der Einblick in die Schriftstellerei ist sehr spannend; außerdem erfährt der neugierige Leser in diesem Buch endlich etwas über die Schöpferin von so unvergesslichen Charakteren wie Thomas Lynley oder Barbara Havers.

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