Kluge Pflanzen

Kluge Pflanzen
Kluge Pflanzen

"Kluge Pflanzen - wie sie locken, lügen und sich wehren", Volker Arzt, 2011, Goldmann Verlag

 

"Kluge Pflanzen" ist ein ebenso informatives wie unterhaltsames Buch. Volker Arzt erzählt auf sehr amüsante Weise, wie die Pflanzen sich an die Gegebenheiten ihrer Umwelt angepasst haben. Wir erfahren z. B., wie sie es zustande bringen, sich räumlich zu orientieren, d. h. mit der Wurzel in den Boden bzw. mit den oberirdischen Teilen "nach oben" zu wachsen.

 

Pflanzen, die in nährstoffarmen Regionen wachsen, haben faszinierende Methoden entwickelt, Insekten zu fangen und sich so zusätzliches "Futter" zu beschaffen. Pflanzen gleichen den vermeintlichen Nachteil ihrer Ortsgebundenheit gerne dadurch aus, dass sie andere für sich arbeiten lassen. Die Fortpflanzung geschieht z. B. durch den Wind, durch Insekten, Vögel oder Säugetiere. Pflanzen halten sich außerdem eigene Ameisen als Leibwächter bzw. sie rufen mittels Duftstoffen Insekten zur Abwehr von Fressfeinden herbei. Auch arbeiten sie gerne mit Giften, um nicht gefressen zu werden; oder sie locken Insekten mit besonders geformten Blüten zur Bestäubung an.

 

Es ist äußerst interessant, zu lesen, dass Pflanzen mittels chemischer Substanzen miteinander bzw. mit Tieren "sprechen", da man sie ja gerne eher als unintelligentes grünes Beiwerk ansieht. "Kluge Pflanzen" revidiert diese Sichtweise und zeigt, dass Pflanzen im Gegenteil sehr sensibel sind: Sie nehmen Berührungen wahr, reagieren auf Verletzungen und verfügen sogar, wie man heute weiß, genau wie Tiere über eine Weiterleitung von elektrischen Reizen, wenn auch nicht über ein Nervensystem. Obwohl ortsgebunden, sind sie teilweise durchaus zur Eigenbewegung fähig, z. B. als Insektenfänger oder natürlich beim Wachstum.

 

All diese Fakten vermittelt Volker Arzt sehr anschaulich und allgemeinverständlich und gleichzeitig so unterhaltsam, dass man das Buch am liebsten "am Stück" durchlesen möchte. Man erfährt viel über die Arbeit der Naturwissenschaftler und ihre raffiniert ausgedachten Experimente; gleichzeitig ist das Buch ein Reisebericht, da Volker Arzt und sein Team viele Länder bereist haben, um die beschriebenen Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung beobachten zu können. Dabei erfährt man am Rande auch viel über die Tücken der Filmarbeit in freier Natur, da Volker Arzt Naturfilmer ist und das Thema der klugen Pflanzen bereits in zwei Filmen verarbeitet hat - so darf man dem Buch entnehmen.

 

Volker Arzt ist ein großer Erzähler. Er fesselt durch seinen lebendigen Stil und sein Engagement für das Thema. Das Buch erfreut außerdem durch viele ausgezeichnete Fotos. Besonders interessant auch die Schlussgedanken des Verfassers: Er zeigt auf, dass die Evolution ähnlich intelligente Ideen hervorbringt wie ein hochentwickeltes individuelles Gehirn. Sie braucht dazu nur länger. Pflanzen weisen außerdem durchaus auch individuelle Züge auf, sind zu Entscheidungen und komplexen Verhaltensweisen fähig. Weiter spekuliert Volker Arzt. darüber, dass Pflanzen und Menschen insofern überlegen sind, dass sie es gelernt haben, mit Fressfeinden bzw. Konkurrenten in Koexistenz zu leben. Der Mensch aber will stattdessen in seinen Monokulturen Dominanz über Fressfeinde bzw. Konkurrenten erreichen, was auf lange Sicht mehr Schaden als Nutzen anrichtet.

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