Königliche Hoheit

Königliche Hoheit
Königliche Hoheit

"Königliche Hoheit", Thomas Mann, 2009, Fischer Taschenbuch Verlag

 

Die Erzählung "Königliche Hoheit" von Thomas Mann kannte ich bisher nur als ziemlich lustigen deutschen Spielfilm aus den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Der Roman, der als Vorlage für den Film diente, ist besser, viel besser. Es handelt sich um ein für Thomas Manns Verhältnisse erstaunlich heitere Geschichte, in der das Schicksal des fiktiven Kleinstaates Grimmburg erzählt wird. Grimmburg ist zum Zeitpunkt der Handlung total verarmt, leistet sich aber aus Tradition trotzdem den Unterhalt einer repräsentativen Monarchie. An der Spitze des Fürstenhauses steht Großherzog Albrecht II, der die repräsentativen Pflichten aus gesundheitlichen Gründen seinem jüngeren Bruder, dem Prinzen Klaus Heinrich, übertragen hat. Kindheit und Jugend des Prinzen werden ausführlich erzählt, um darzustellen, dass es sich um einen sympathischen, wenn auch sehr weltfremden jungen Mann handelt, was bei seiner behüteten und abgeschirmten Erziehung nicht verwundert.

 

Als Retter des verarmten Staatswesens tritt schließlich der märchenhaft reiche Milliardär Samuel Spoelmann aus Amerika auf. Zusammen mit seiner reizenden, wenn auch etwas schnippischen Tochter Imma siedelt er sich in Grimmburg an, da er seines Lebens in den USA überdrüssig ist. Natürlich bahnt sich bald eine zarte Liebesgeschichte zwischen Klaus Heinrich und Imma an, und ihr Vater, der Milliardär, erklärt sich schließlich dazu bereit, die Finanzen von Grimmburg mittels seines Vermögens zu sanieren.

 

Thomas Manns große Erzählkunst ist, wie immer, ein Genuss; er beeindruckt durch die Eleganz seiner Sprache und die Genauigkeit seiner Charakterzeichnungen. In vorliegendem Buch braucht man etwas Geduld, da Thomas Mann es sich nicht nehmen lässt, die ganze zerfallende Pracht und den überflüssigen Pomp des großherzoglichen Hauswesens aufs genaueste zu beschreiben, was zu einigen Längen führt. Andererseits ist Thomas Manns Talent, mit Worten geradezu ein Gemälde zu erschaffen, äußerst bewundernswert.

 

Obwohl die Motivation des Samuel Spoelmann, einen Großteil seines Vermögens in einen maroden Kleinstaat zu investieren, ein wenig unverständlich bleibt - diese Auflösung ist einfach zu schön, um wahr zu sein - ist die ganze Geschichte doch so sympathisch und so gut ausgedacht, dass der Leser sie ohne weiteres akzeptiert. Obwohl "Königliche Hoheit" natürlich aus heutiger Sicht etwas altmodisch anmutet, handelt es sich trotzdem um eine sehr unterhaltsame und lesenswerte Lektüre.

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