Geisterfjord

Geisterfjord
Geisterfjord

"Geisterfjord", Yrsa Sigurdardóttir, 2011, S. Fischer Verlag GmbH

 

Mit „Geisterfjord“ ist Yrsa Sigurdardóttir ein sehr spannender Thriller gelungen. Die Geschichte beginnt in einer abgelegenen Gegend Islands. Zwei Frauen, ein Mann und ein Hund reisen in ein verlassenes Dorf, um dort ein altes Holzhaus zu renovieren. Sie planen, dort eine Pension zu eröffnen. Allerdings steht ihr Unternehmen von Anfang an unter keinem guten Stern, da sie von der Renovierung hoffnungslos überfordert und außerdem nicht richtig für den Aufenthalt weitab der Zivilisation ausgerüstet sind. Außerdem werden die vier bald durch unheimliche Ereignisse, die sie sich nicht erklären können, auf eine harte Nervenprobe gestellt...

 

Der zweite Handlungsstrang der Erzählung betrifft den Arzt und Psychiater Freyr, der sich stets am Rande der Verzweiflung bewegt und nur mit Mühe sein inneres Gleichgewicht halten kann, da vor drei Jahren sein kleiner Sohn spurlos verschwunden ist. Daran ist bereits seine Ehe gescheitert. Freyr wird mit einer Reihe von mysteriösen Begebenheiten konfrontiert: Sein verschollenes und vermutlich totes Kind scheint Kontakt mit ihm aufnehmen zu wollen.

 

Gegen Ende des Buches häufen sich die Spukerscheinungen an den beiden Schauplätzen; schließlich werden die beiden Handlungsstränge zusammengeführt und der Leser erkennt den Zusammenhang. Letztendlich geht es um das Verschwinden eines weiteren Jungen, das 60 Jahre in der Vergangenheit zurückliegt.

 

Die Handlung des Thrillers ist sehr komplex und ungeheuer raffiniert ausgedacht, so dass eine starke Spannung erzeugt wird. Zwar sind die Spuk-Szenen nicht ganz so gruselig geraten, wie von der Autorin vermutlich gewollt war. Dies könnte daran liegen, dass ihr Schreibstil doch recht nüchtern ist. Aber trotzdem hat sie eine außerordentlich düstere und traurige Atmosphäre geschaffen. Dies liegt mit Sicherheit nicht zuletzt an dem von ihr gewählten Thema. Die Tatsache, dass es um ein Kind geht, das von allen ausgegrenzt und verlassen worden ist und das schließlich völlig allein in der Einsamkeit auf sich gestellt ist, genügt, um dem Leser das pure Entsetzen einzuflößen. Besonders fesselnd ist der Kunstgriff der Autorin am Schluss des Buches: Wie sie andeutet, dass der Spuk nun keineswegs zu Ende ist, sondern sich in Zukunft fortsetzen wird, ist einfach raffiniert. So hat sie ein wirklich spannendes und von Anfang bis Ende fesselndes Buch geschrieben, das jedem gefallen wird, der gerne Spukgeschichten liest.

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