Mir ist so federleicht ums Herz

Mir ist so federleicht ums Herz
Mir ist so federleicht ums Herz

"Mir ist so federleicht ums Herz", Peter Dempf, 2004, Eichborn Verlag

 

Dieser historische Roman von Peter Dempf thematisiert einen dreiwöchigen Aufenthalt des 21jährigen Wolfgang Amadeus Mozart in Augsburg. Wolfgang ist mit seiner Mutter in die Geburtsstadt seines Vaters, Leopold, gereist. Eigentlich nur auf der Durchreise, soll er dort unbedingt mehrere Konzerte geben, da er dringend Geld braucht. Eindrucksvoll wird dargestellt, wie schwierig es für W. A. Mozart ist, seine Begabung vor den Augsburgern ins rechte Licht zu rücken und sie dazu zu bringen, ihm die Gelegenheit für ein Konzert zu geben. Dies liegt einerseits an seinem eigenen Mangel an Geschäftssinn, andererseits an der Ignoranz der Honoratioren Augsburgs, die einfach keinen Sinn für das musikalische Genie Wolfgangs haben. Sie sehen in ihm allenfalls einen mittelmäßig begabten „Musikus“ und behandeln ihn dementsprechend herablassend. Gleichzeitig ist Mozart aber – zu recht – ausgesprochen überzeugt von sich selbst und seinem Talent und kann die Arroganz der Augsburger kaum ertragen, die in seinen Augen provinzielle Kunstbanausen sind. So gelingt es ihm auch nicht, sich aus Opportunismus vor ihnen zu erniedrigen. Die Zeichnung seines überempfindlichen, divenhaften Künstler-Charakters, der überall aneckt, ist hervorragend getroffen.

 

Auch die Beziehung zu seinem übermächtigen Vater Leopold wird als schwierig beschrieben. Der Vater gängelt den Sohn aus der Ferne mittels Briefen und macht ihm genaue Verhaltensvorschriften. Natürlich versucht er vor allem, Wolfgang zum Geldverdienen zu veranlassen. Gleichzeitig wird das musikalische Empfinden des Genies W. A. Mozart meisterhaft dargestellt. Man kann sich gut in Wolfgangs Gedankenwelt hineindenken, die erfüllt von Musik ist, und bekommt eine Vorstellung von seiner synästhetischen Auffassung der Außenwelt. Leider beschreibt der Autor W. A. Mozart äußerlich als kurzsichtigen, zu klein geratenen und furchtbar hässlichen Menschen, was zusammen mit der nicht gerade positiven Charakterdarstellung kein sehr erfreuliches Bild abgibt. Möglich allerdings, dass Genies wirklich grundsätzlich vom Wesen her so schwierig sind, wie hier dargestellt.

 

Als weiteres Hauptthema des Romans wird eine kurze Romanze W. A. Mozarts mit seiner Cousine Maria Anna Mozart beschrieben, der Tochter des Buchbinders Franz Alois Mozarts, die in Augsburg wohnt und sich während des Aufenthalts Wolfgangs in ihn verliebt. Das innige Verhältnis der beiden scheint ja in der Realität bestanden zu haben. Ob sie sich allerdings in Wirklichkeit so nahe gekommen sind, wie hier dargestellt wird, darf bezweifelt werden. Das pubertäre Gebaren der beiden wird sehr ausführlich, zu ausführlich, thematisiert.

 

Mag sein, dass die Menschen der damaligen Zeit recht derb waren und tatsächlich eine positivere Einstellung zu ihrer Körperlichkeit, zu Ausscheidungen und Gerüchen aller Art hatten, aber auf uns heutige wirkt die genaue Beschreibung all dieser Phänomene doch eher unästhetisch. Man fragt sich, ob man all dies tatsächlich so anschaulich darstellen muss wie hier geschehen. Der Titel des Buches verspricht eine gewisse Leichtigkeit, die aber im Roman so nicht zu finden ist.

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