Tödliches Geflecht

Tödliches Geflecht
Tödliches Geflecht

"Tödliches Geflecht", Axel Brennicke, 2012, Spektrum Akademischer Verlag

 

Der Molekularbiologe Axel Brennicke hat einen extrem spannenden naturwissenschaftlichen Thriller geschrieben. Im Mittelpunkt steht der Mutterkornpilz Claviceps, der auf Getreide wächst und für Menschen giftig ist. Das Toxin des Mutterkornpilzes löst die Krankheit Ergotismus aus, die in früheren Jahrhunderten unter dem Namen Antoniusfeuer bekannt und gefürchtet war. Die Symptome des Ergotismus sind Krampfanfälle und Halluzinationen und im schlimmsten Fall der Tod. Axel Brennicke lässt in seinem Buch eine mutierte Form des Claviceps auf französischen Getreidefeldern auftauchen. Der mutierte Pilz ist viel toxischer als die bisher bekannte Form und breitet sich in rasender Geschwindigkeit aus. Ein internationales Forscherteam beginnt, mit Hochdruck nach einer Methode zu suchen, wie der mutierte Mutterkornpilz in den Griff zu bekommen ist.

 

Die Hauptakteure sind dabei Forscher der Universität Ulm, wie der Doktorand Felix, der sofort beginnt, mit Feuereifer nach Lösungen für das Problem zu suchen. Dabei wird eindrucksvoll dargestellt, wie es zu einer Kooperation mit französischen, japanischen und amerikanischen Forscherteams kommt. Das Team aus Ulm schließt sich zunächst mit dem französischen Team vom Forschungsinstitut INRA kurz, dann reist Felix zur Uni Kyoto in Japan und seine französische Kollegin Nicole nach USA, um sich dort mit den Molekularbiologen an der Uni Stanford zu koordinieren. Der Autor zeigt die kollegiale Zusammenarbeit der verschiedenen Institute im Falle einer drohenden Katastrophe. Jegliches Konkurrenzdenken tritt zurück hinter dem Wunsch, gemeinsam die Gefahr zu bannen. Gleichzeitig wird anschaulich demonstriert, welche bürokratischen und politischen Hindernisse sich den Forschern in den Weg stellen und überwunden werden müssen.

 

Die realistische Darstellung der Auswirkungen von Claviceps - in der mutierten Form - ist sehr beunruhigend. Man kann sich lebhaft vorstellen, dass es wirklich so kommen könnte. Gleichzeitig ist der tiefe Einblick in die Forschungsarbeit der Molekularbiologen total faszinierend. Man merkt, dass der Autor weiß, wovon er spricht. Er vermittelt sein Fachwissen aber so, dass auch molekularbiologische Laien folgen können. Natürlich gelingt es den Forschern im Roman, allen voran Felix, schließlich, den mutierten Claviceps unter Kontrolle zu bringen. Die Idee, wie dies geschieht, ist wirklich originell und kann nur von einem Molekularbiologen erdacht werden. Hier werden die nutzbringenden Möglichkeiten der Genveränderung unterstrichen.

 

Das Horrorszenario eines Seuchenausbruchs, wie es „Tödliches Geflecht“ dokumentiert, ist realistisch, ebenso die Darstellung des Universitätsbetriebs. Die handelnden Personen sind glaubwürdig dargestellt und agieren vollkommen natürlich. Es könnten Menschen aus dem eigenen Bekanntenkreis sein. Außerdem gelingt es dem Verfasser mühelos, japanisches, amerikanisches, französisches und schwäbisches Lokalkolorit einzufangen. Sein Roman ist außerdem gewürzt mit trockenem Humor und einer netten Romanze, so dass dieses spannende, unterhaltsame und informative Buch gleich eine ganze Reihe von Leserwünschen erfüllt.

 

 

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