Networking für Networking-Hasser

Networking für Networking-Hasser
Networking für Networking-Hasser

"Networking für Networking-Hasser", Devora Zack, 2012, GABAL Verlag GmbH

 

Devora Zacks engagiertes Buch richtet sich an einen introvertierten Personenkreis, zu dem sich die Autorin selbst zählt. Der introvertierten Leserschaft soll vermittelt werden, dass sie genauso gut dafür begabt ist, zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen wie extrovertierte Menschen. Sie hat nur eine andere Herangehensweise. Die Introvertierten werden ausdrücklich dazu ermutigt, ihren eigenen Stil beizubehalten und sich selbst treu zu bleiben, unabhängig davon, was andere Menschen ihnen einreden wollen. Weit verbreitet ist ja die Ansicht, dass nur die Verhaltensweise extrovertierter Menschen, die keinerlei Mühe haben, auf andere zuzugehen, die richtige sei. Devora Zack betont nun aber, dass die Bevölkerung zu einem großen Prozentsatz aus introvertierten Personen besteht und dass dies seine Richtigkeit hat. Introvertierte sollen sich nun auf keinen Fall Verhaltensweisen überstülpen lassen oder zwanghaft sich anzueignen versuchen, die ihnen einfach nicht liegen. Devora Zack zeigt, dass Introvertierte auf ihre Weise genauso gut ihre zwischenmenschlichen Beziehungen aufbauen und pflegen können, wenn sie sich immer wieder genug Freiräume schaffen, um allein zu sein, da Alleinsein für sie eine Energiequelle ist. Für Introvertierte hat es – im Gegensatz zu Extrovertierten – einfach keinen Sinn, sich wild in Geselligkeiten zu stürzen. Sie würden sich damit überfordern. Die Autorin erklärt zugleich, dass die Herangehensweise extrovertierter Menschen ebenso ihre Berechtigung hat. Sie betont, dass ihr Buch sich auch an diesen Personenkreis wendet. Außerdem gibt es nach ihrer Ansicht noch eine weitere Gruppe, die sich in etwa zwischen den beiden Polen von Intro- und Extrovertiertheit bewegt. Diese bezeichnet sie als „zentrovertiert“. Von Devora Zacks Buch kann also grundsätzlich jeder profitieren. Es zielt außerdem nicht explizit auf Situationen im beruflichen Umfeld ab, mit welchen man Networking gemeinhin in Zusammenhang bringt. Die Autorin erklärt vielmehr, dass Networking immer und überall stattfindet. Ihre Ratschläge können auf alle Lebenslagen übertragen werden.

 

Als eine ihrer zentralen Lebensregeln stellt Devora Zack den Grundsatz auf, man solle andere Menschen nicht so behandeln, wie man selbst behandelt werden will, sondern so, wie sie, die anderen, behandelt werden wollen. Introvertierte Personen sieht sie für diese Aufgabe geradezu prädestiniert an, da sie gemeinhin viel Einfühlungsvermögen besitzen. Sie gesteht selbst ein, dass dies eine schwierige, allerdings lohnende Aufgabe sei. Den Leser beschleichen leise Zweifel, ob die Umsetzung dieses Ratschlags denn möglich sei; die Tauglichkeit des Ratschlags muss sich im wirklichen Leben erweisen. Gegen Ende des Buches gibt die Autorin einen weiteren, wichtigen Tipp: Veränderungen im Leben seien nur möglich, wenn man klare – und auch erreichbare – Ziele formuliere. Nur eine Antwort bleibt sie dem Leser schuldig: Warum es denn überhaupt so unterschiedliche Typen wie Introvertierte, Zentrovertierte und Extrovertierte gibt. Die zwischenmenschlichen Beziehungen wären um vieles einfacher, wenn alle Menschen nur einem Typus angehören würden – vermutlich aber auch viel langweiliger. Devora Zacks Buch ist humorvoll geschrieben, anregend und sehr ermutigend - eines der besten Ratgeber-Bücher, die ich seit langem gelesen habe.

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