Die Wunden der Schöpfung heilen

Die Wunden der Schöpfung heilen
Die Wunden der Schöpfung heilen

"Die Wunden der Schöpfung heilen", Wangari Maathai, 2012, Herder

 

Die Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai zeigt, dass es möglich ist, das Thema Umweltschutz aus der Perspektive der Spiritualität zu betrachten. Die Autorin hat sich Zeit ihres Lebens mit vollem Einsatz für den Umweltschutz engagiert. Aus jeder ihrer Zeilen spricht die Leidenschaft für ihr Anliegen. Es ist nicht zu übersehen, dass Wangari Maathai eine große Ehrfurcht vor dem gesamten Kosmos, vor unserem Planeten und vor allem, was darauf lebt, empfand. Diese Ehrfurcht will sie dem Leser vermitteln. Es ist ihr ungeheuer wichtig, klar zu machen, dass es für unser aller Überleben notwendig ist, den Planeten zu schützen. Auf sehr anrührende Weise stellt sie heraus, dass jedes einzelne Lebewesen seine Bedeutung für die Gesamtheit hat. Sie begnügt sich dabei nicht damit, zu behaupten, „dass alles mit allem zusammenhängt“, wie heute von vielen so vage geschrieben wird, sondern zeigt, dass die Lebewesen aufeinander angewiesen sind und dass die Auslöschung von Spezies letztendlich auf uns selbst zurück schlägt, auch, wenn es nur eine vermeintlich unwichtige Froschart oder eine unscheinbare Pflanze war. Wangari Maathai empfiehlt zum besseren Verständnis dieser Ehrfurcht, sich einmal klar zu machen, wie lange dieses Universum schon existiert und welche Zeiträume es gedauert hat, bis sich die heutige Artenvielfalt entwickelt hat. Auch erzählt sie von dem Blick auf die Erde, den Kosmonauten tun dürfen: Alle sind sich darin einig, dass aus der großen Entfernung erst die Zerbrechlichkeit und Schutzwürdigkeit unseres Planeten deutlich wird. Ein Wechsel der Perspektive kann ihrer Meinung nach also helfen, eine respektvollere Beziehung zur Umwelt zu entwickeln als gemeinhin üblich.

 

Die Autorin stellt weiter heraus, dass sich aus allen Formen menschlicher Spiritualität der Aufruf zur Bewahrung und zum sorgfältigen Umgang mit der Schöpfung ableiten lässt, und schlägt so den Bogen zu den Religionen. Wenn sich jeder Mensch an die Vorgaben seiner Weltanschauung halten würde, was den Schutz der Ressourcen betrifft, wäre der Planet Erde vermutlich in einem gesünderen Zustand. Dabei blickt Wangari Maathai durchaus kritisch auf die Religionen und prangert zum Beispiel christliche Kirchen an, die Naturreligionen und deren Weisheitsschatz für immer auslöschen. Oder sie tadelt den christlichen Klerus, der sich von armen Gemeindemitgliedern aushalten lässt, obwohl er ihrer Ansicht nach selbst seinen Lebensunterhalt bestreiten könnte.

 

Wangari Maathai, die das Green Belt Movement ins Leben gerufen hat, eine weltweite Aktion zur Wiederaufforstung von vernichteten Wäldern, hat ein warmherziges, persönliches Buch geschrieben. In jeder Zeile merkt man ihr, die sich zeitlebens für Umweltbildung engagiert hat, ihre Betroffenheit wegen der Umweltzerstörung an. Z. B. beschreibt sie, wie sie einmal Zeugin des Fällens eines Urwaldriesen wurde und wie ergriffen sie davon war. Offensichtlich ist dieses Ausmaß an Betroffenheit notwendig, um sich aktiv für den Umweltschutz – oder ein anderes Anliegen – einzusetzen. Sehr bedauerlich, dass Wangari Maathai bereits gestorben ist. Sie hätte uns bestimmt noch mehr zu sagen gehabt. „Die Wunden der Schöpfung heilen“ enthält ihre Weltsicht als Vermächtnis an uns. Es ist kein leicht lesbares Buch, da es in jeder Zeile an unsere Verantwortung für die Schöpfung und an unser ökologisches Gewissen appelliert. Wer für solche Anliegen offen ist, wird sich von diesem Buch angesprochen fühlen.

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