The Top Five Regrets of the Dying

The Top Five Regrets of the Dying
The Top Five Regrets of the Dying

"The Top Five Regrets of the Dying", Bronnie Ware, 2012, Hay House

 

Auf den ersten Blick scheint das Thema dieses Buches wirklich deprimierend zu sein. Trotzdem handelt es sich um ein positives Buch. Die Australierin Bronnie Ware, populäre Sängerin in ihrer Heimat, erzählt hier mit großer Offenheit und Aufrichtigkeit ihre Lebensgeschichte. Und sie hat tatsächlich eine bewegte Vergangenheit als Weltenbummlerin in verschiedenen Berufen hinter sich. Unter anderem arbeitete sie lange in der Pflege von alten und sterbenden Menschen. Sie berichtet davon, was sie aus den Begegnungen mit Sterbenden gelernt hat und wie sie dadurch verändert wurde. Ihre Bewunderung für die Weisheit, die viele dieser Menschen im Lauf des Lebens erworben haben, teilt sich unmittelbar mit. Die Erfahrungen vieler sterbender Menschen ähneln sich, und Bronnie Ware hat sich zur Aufgabe gemacht, dieses faszinierende Wissen aufzuschreiben, um mehr Menschen daran teilhaben zu lassen. Zu den Versäumnissen, die viele Sterbende beklagen, gehört z. B. dass sie ihre Freundschaften einschlafen haben lassen, oder, dass sie ihre Gefühle zu wenig zum Ausdruck gebracht haben. Bronnie Ware beschreibt diese Versäumnisse anhand vieler Einzelschicksale sterbender Menschen, die sie betreut hat. Durch ihr offenes und warmherziges Wesen konnte sie immer wieder ein Vertrauensverhältnis zu ihren Klienten aufbauen, die ihr schließlich Einblicke in ihr Innerstes gewährten. All die Erfahrungen dieser Menschen unterstreicht sie durch eigene, ähnliche Erfahrungen aus ihrem Leben. Dabei ist sie ausgesprochen aufrichtig und lässt den Leser an positiven ebenso wie an negativen Erlebnissen teilhaben. Über diesen Mut, sich vor aller Welt so intensiv zu offenbaren, kann man wirklich nur staunen. Bei ihr wirkt dies nicht peinlich, sondern einfach nur bewundernswert ehrlich. Bronnie Ware gibt außerdem einen schonungslosen Einblick in die Zustände, die in Seniorenheimen herrschen. Die Zustände scheinen in Australien nicht besser zu sein als bei uns. Wenn man dies liest, kann es einem wirklich Angst und Bange werden in Hinblick auf das eigene Alter. Schlechte Pflege und lieblose Behandlung aus Zeitmangel und Überlastung scheinen weit verbreitet zu sein. Umso bewundernswerter ist es, wie sorgsam und liebevoll Bronnie ihre Klienten stets pflegte. Ihr Arbeitsethos ist vorbildlich.

 

Bronnie Wares Weltbild ist davon durchdrungen, dass das Leben ein Lernprozess ist. Keine unserer Begegnungen ist zufällig, und wir alle sollen voneinander lernen. Dabei sollen wir uns von den Folgen unserer gegenseitigen Verletzungen selbst heilen. Selbstheilung ist ein wichtiger Aspekt in Bronnie Wares Lebensphilosophie, ebenso wie das Stichwort Akzeptanz. Sie vertritt die Auffassung, dass alles, was wir brauchen, dann zu uns kommt, wenn wir bereit dafür sind. Liebe sei überall, wir müssten sie nur in unser Leben hinein lassen. Die Ansichten der Autorin könnte man also als einen christlich unterfütterten, esoterisch angehauchten Weg mit buddhistischen Wurzeln nennen. Ein Weg, der für viele attraktiv und nachvollziehbar sein mag, umso mehr, da Bronnie selbst auf diese Weise ihr Glück gefunden hat und der beste Beweis für die Richtigkeit ihrer Erkenntnisse zu sein scheint. Auch wenn man sich fragt, warum wir denn alle diesem Lernprozess unterworfen werden, freut man sich natürlich für die Autorin, dass sie auf ihrem Weg zur Weisheit schon so weit fortgeschritten ist. Außerdem stellt sie ihre Gedanken so klar und anschaulich dar, dass das Buch allein schon aus diesem Grund lesenswert ist. Nicht jeder Autor schafft es, sich so gut verständlich zu machen und so zusammenhängend zu schreiben. Nur in den letzten beiden Kapiteln tut die Autorin etwas zu viel des Guten in ihrem Bedürfnis, alle Welt an ihrer Lebensphilosophie teilhaben zu lassen. Ihre guten Absichten und ihre Warmherzigkeit sind aber so offensichtlich, dass man ihr diesen Übereifer einfach nicht übel nehmen kann. Bronnie Wares Buch macht viel Mut und gibt eine Menge positiver Denkanstöße, vorausgesetzt, dass man dazu bereit ist, sich auf das Thema Sterben einzulassen.

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