Die Vermessung des Glaubens

Die Vermessung des Glaubens
Die Vermessung des Glaubens

"Die Vermessung des Glaubens", Ulrich Schnabel, Pantheon-Ausgabe Juli 2010, Pantheon Verlag

 

 

Auf mehr als fünfhundert Seiten setzt sich Ulrich Schnabel ambitioniert damit auseinander, was die heutige Wissenschaft zum Thema Glaube und Religion zu sagen hat. In den letzten Jahren wird mehr und mehr auf diesen Gebieten geforscht, was sich merklich auf den Umfang des Buches ausgewirkt hat. Der Autor hat eine enorme Menge an Material zusammengetragen und beleuchtet die Frage des Glaubens aus vielerlei Perspektiven. Der Leser erfährt von der heilenden Kraft, die Glaube entfalten kann. Glaube wird aus der Sicht der Psychologen analysiert und von der Seite der Neurologen aus erklärt. Ulrich Schnabel zeigt die Ursprünge religiöser Vorstellungen am Beginn der Menschheitsgeschichte und welche evolutionären Vorteile diese unseren Vorfahren einbrachten. Anschaulich wird dargestellt, dass es wegen der Entwicklung des Bewusstseins geradezu unvermeidlich war, dass die Urmenschen begannen, Glaubensvorstellungen zu haben. Sie lernten, sich als isoliert von ihrer Umwelt zu betrachten und „trösteten“ sich gewissermaßen über den sich daraus ergebenden Mangel an Geborgenheit, indem sie sich an höhere Mächte wandten. Auch die charakteristische Funktion des menschlichen Gehirns, in Kategorien von Ursache und Wirkung zu denken, befördert Glaubensvorstellungen. In diesem Buch kommen eine Fülle von Forschern und Denkern der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zu Wort, außerdem gibt es eine ganze Anzahl von Interviews mit Personen, die unterschiedlichste Erfahrungen mit dem Glauben gemacht haben. Man kann Ulrich Schnabel also wirklich nicht vorwerfen, er hätte das Thema oberflächlich oder zu kurz abgehandelt. Sein Rechercheaufwand für dieses Buch muss gigantisch gewesen sein. Seine anschauliche und sehr gut verständliche Sprache und sein kultiviertes Deutsch sind eine Wohltat für den Leser. „Die Vermessung des Glaubens“ ist ein populärwissenschaftliches Buch, wie man es sich wünscht: Es vermittelt eine Fülle von Wissen auf angenehme und zugleich spannende Weise.

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