Die Freigelassenen

Die Freigelassenen
Die Freigelassenen

"Die Freigelassenen", Anton Rotzetter, 2011, Paulusverlag Freiburg Schweiz

 

Der Theologe Anton Rotzetter legt hier ein recht ansprechendes Buch vor, das jedem Tierfreund aus der Seele sprechen dürfte. Anhand der Beziehung des Heiligen Franz von Assisi zu den Tieren stellt Rotzetter dar, dass es selbstverständlich sein sollte, Tiere gut zu behandeln. Er zeigt, dass sie als Lebewesen an sich einen Wert haben und nicht ausschließlich zum Nutzen des Menschen existieren. Dabei findet er gerade am Anfang seines Buches starke Worte, die an die Theologen gerichtet sind. Ohne Umschweife kritisiert er deren Haltung, die sich nicht oder nur in geringem Umfang für die Tiere einsetzt. Die einzufordernde Wertschätzung von Tieren leitet Rotzetter unter anderem davon ab, dass Christus mit Tieren verglichen worden ist, z. B. mit dem Lamm. An einer Vielzahl von Legenden aus dem Leben des Heiligen stellt der Verfasser dar, wie liebevoll sich Franz von Assisi Tieren gegenüber verhalten hat. Rotzetter analysiert jede Geschichte und zeigt, inwieweit der Inhalt auf eine wahre Begebenheit zurück gehen könnte bzw. was der fromme Verfasser dem Leser sagen will. Und hier wird es etwas trocken, trotz der teilweise ansprechenden Heiligenlegenden. Viele Menschen schienen damals, genau wie der Heilige, schon eine große Sensibilität für Tiere entwickelt zu haben. Ein Lichtblick für den Leser. Gleichzeitig tut sich der aufgeklärte Leser damit schwer, diese Legenden zu akzeptieren, obwohl es natürlich um deren metaphorischen Gehalt geht. Und nicht darum, wortwörtlich zu glauben, dass der Heilige z. B. einen gefährlichen Wolf allein durch gutes Zureden zähmte. Der belehrende Tonfall der Legenden ist teilweise schwer erträglich. Schleierhaft ist, warum der Autor immer wieder in die deutschen Texte Teile der lateinischen Übersetzung in Klammern einfügt und mit Ausrufezeichen versieht. Was bedeutet das? Am Anfang macht „die Freigelassenen“ wirklich neugierig. Anton Rotzetter hält sein wertvolles Plädoyer für die Rechte der Tiere gleich in den ersten Kapiteln. Danach flacht die Spannungskurve merklich ab.

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