Das Leben der Bienen

Das Leben der Bienen
Das Leben der Bienen

"Das Leben der Bienen", Maurice Maeterlinck, 2011, Unionsverlag

 

 

Die Neuauflage dieses mehr als hundert Jahre alten Buches über die Honigbiene, Apis mellifera, spricht auch heutige Leser an, sofern sie sich für die Welt der Bienen interessieren. Die Darstellung des Lebenszyklus der Bienen durch Maurice Maeterlinck geht auf langjährige, sorgfältige Beobachtung zurück. Es ist nicht zu übersehen, dass sich der Belgier Maurice Maeterlinck intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat. Sein Buch spricht von großem Respekt für diese Insekten, wobei er sie immer wieder mit dem Menschen vergleicht. Aus heutiger Sicht ist dies altmodisch und stellt eine unzulässige Vermenschlichung der Biene dar. So würde in der heutigen Zeit kein Naturwissenschaftler mehr über sein tierisches Beobachtungsobjekt schreiben. Trotzdem ist das Buch faszinierend, da sich Maeterlinck nicht darauf beschränkt, das Leben der Honigbiene darzustellen, sondern gleichzeitig die großen Fragen des Lebens stellt. Er setzt sich zum Beispiel mit der Frage auseinander, warum die Bienen eigentlich so handeln, wie sie es tun. Wie allgemein in der Natur verbreitet, scheint die größte Motivation für all ihre Aktivitäten die Erhaltung der Art zu sein. In diesem Zusammenhang handelt Maeterlinck gleich die ganz großen Fragen ab, wie zum Beispiel nach dem Sinn des Lebens. Unter anderem drückt er sein Unverständnis für die scheinbare Grausamkeit und Gleichgültigkeit der Natur gegenüber den Individuen aus. Diese Fragen sind heute ebenso aktuell wie damals. Wie zu erwarten war, findet auch Maurice Maeterlinck keine schlüssigen Antworten. Aus heutiger Sicht ist es bedauerlich, dass Maeterlinck die Staaten bildende Honigbiene Apis mellifera als die am höchsten entwickelte Spezies darstellt und im Vergleich zu ihr die allein lebenden Solitärbienen abwertet. Diese Sichtweise ist zweifellos überholt; die Solitärbienen nutzen einfach nur eine andere Überlebensstrategie als ihre Staaten bildenden Schwestern. Obwohl dieses Buch insgesamt angestaubt wirkt, beeindruckt es durch das Wohlwollen und die Aufmerksamkeit Maurice Maeterlincks gegenüber der Biene. Allein der merkwürdige Essay des preisgekrönten österreichischen Schriftstellers Gerhard Roth, der an das Ende von Maeterlincks Buch gestellt wurde, schmälert den positiven Eindruck. Man fragt sich, warum sich nun auch noch dieser Autor zum Leben der Bienen äußern musste.

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