Auf den Spuren der Nahtoderfahrungen

"Auf den Spuren der Nahtoderfahrungen. Gibt es eine unsterbliche Seele?", Günter Ewald, 2012, Butzon & Bercker

Der Klappentext dieses Buches weckt große Erwartungen: Der Leser stellt sich darauf ein, dass ihm der Naturwissenschaftler und Philosoph Prof. Dr. Günter Ewald anhand der Quantenphysik erklärt, wie ein Leben nach dem Tod denkbar wäre bzw. wie eine unsterbliche Seele beschaffen sein könnte. Diese Erwartungen werden allerdings enttäuscht. Das Buch beginnt mit der Darstellung einer großen Anzahl von Nahtoderfahrungen. Jeder Leser, der sich für das Thema interessiert, hat davon mit Sicherheit spätestens seit Raymond Moody eine Menge gelesen. Hier wäre also weniger mehr gewesen. Dann versucht Günter Ewald, die Grundzüge der Quantenphysik für den interessierten Laien verständlich darzustellen – ein lobenswertes Unterfangen. Nur, dass aus dem, was der Autor sagt, der Zusammenhang mit der unsterblichen Seele und dem Leben nach dem Tod schwer nachvollziehbar wird. Günter Ewald scheint zu denken, dass sich der Leser aus dem, was er geschrieben hat, schon ein Bild machen kann. Dies ist aber nicht so, sondern es wäre unbedingt notwendig gewesen, die Schlüsse, die Ewald von der Quantenphysik zur Unsterblichkeit der Seele zieht, deutlicher zu erklären. Für ihn, der sich ein Wissenschaftler-Leben lang mit der Materie befasste, mag ja alles klar sein, aber für den Leser, der naturwissenschaftlich und philosophisch nicht so versiert ist, bleiben die Schlussfolgerungen des Schriftstellers unklar. Vor allem von daher, dass Ewald häufig dann, wenn er eine besonders interessante Frage anschneidet, sofort mitteilt, dass deren Beantwortung nicht Thema dieses Buches sein kann. „Auf den Spuren der Nahtoderfahrungen“ wirft also mehr Fragen auf, als es beantwortet – schade. Es wäre zum Beispiel auch interessant, zu erfahren, wie Nahtoderfahrungen vor dem Hintergrund der gesamten Menschheitsgeschichte, oder gar der gesamten Erdgeschichte zu werten sind? Bezieht sich ein Leben nach dem Tod nur auf den Menschen, oder sind darin auch die anderen Lebewesen eingeschlossen? Viele Fragen, deren Beantwortung auch noch gut in dieses Buch gepasst hätten. Nach der Lektüre ist man irgendwie enttäuscht über die Unvollständigkeit. Mit Sicherheit hätte Günter Ewald noch viel mehr zu dem Thema zu sagen gehabt. Schade, dass er es nicht getan hat.